Insekt des Jahres 2021: Die Dänische Eintagsfliege


Familie: Ephemeridae Gattung: Ephemera Art: Dänische Eintagsfliege (Ephemera danica)
Die dänische Eintagsfliege verdankt ihren Namen einem dänischen Wissenschaftler, der sie zuerst beschrieben hat. Aber warum ist sie Insekt des Jahres?
Kurz gesagt: Eintagsfliegen sind eine steinalte Art. Eintagsfliegen existieren seit 355 Millionen Jahren, somit lebten sie schon vor den Dinosauriern. In Mitteleuropa gibt es heute etwa 140 bekannte Arten. Sie sind Spezialisten in Sachen Häutung mit einem interessanten Lebenszyklus.
Anders als ihr Name vermuten lässt leben Dänische Eintagsfliegen weit länger als einen Tag. Als Fluginsekt sind sie nur zwei bis vier Tage unterwegs. Zwischen Mai und September leben sie am Ufer von Bächen, Flüssen aber auch stehenden Gewässern.
Diese wenigen Tage dienen allein der Fortpflanzung. Fressen kann die Eintagsfliege in dieser Zeit nicht. Gepaart wird sich im Flug. Die männliche Eintagsfliege hat extra lange Vorderbeine, mit denen sie das Weibchen beim Geschlechtsakt umklammert. Zur Eiablage trudelt die weibliche Eintagsfliege im Zickzackkurs übers Wasser und taucht dabei ihre Hinterleibspitze hinein, um tausende Eier abzulegen. Diese quellen im Wasser auf, sinken zu Boden und kleben sich fest. Nach ein paar Tagen schlüpfen dann Larven. Mit ihren kräftigen Beinen wühlen sie sich ins Sediment. Abhängig von der Wassertemperatur häuten sich die Larven bis zu 30 Mal – so oft wie keine andere Insektengruppe! Dabei werden Kiemen ausgebildet. Je nach Wassertemperatur und Nahrungsangebot verbringt die Larve im Durchschnitt zwei Lebensjahre unter Wasser.
Kurz vor dem Übergang vom Wasser- zum Fluginsekt bildet sich bei der ausgewachsenen Larve zwischen alter und neuer Haut eine Luftschicht. So schwebt die Larve zur Wasseroberfläche, wo die Larvenhaut platzt. Binnen Sekunden schlüpft dann die Eintagsfliege, noch mit milchig-weißen Flügeln. Mit denen kann sie zwar fliegen, aber woanders hakt es noch, als sogenannte Subimago, halbfertiges Insekt. Die Fortpflanzung klappt nämlich erst nach der letzten Häutung. Als ausgewachsene Eintagsfliege kann das Insekt dann zwar fliegen, aber nicht mehr fressen. Mundwerkzeuge und ein funktionstüchtiger Darm fehlen ihr. Diese doppelte Verwandlung ist einmalig in der Insektenwelt.
Wichtig für den Erhalt dieser Art sind sauerstoffreiche Gewässer sowie sandiger Boden und ein Uferbewuchs. Noch mehr Informationen findest du in der Insektenbox und bei unseren Kolleg*innen aus dem Senckenberg Museum für Naturkunde Görlitz.